Die Neuraltherapie

Was ist Neuraltherapie?

Die Neuraltherapie ist eine komplementärmedizinisch bewährte und traditionell angewandte Behandlungsmethode. Sie ist wissenschaftlich nicht anerkannt.

 

 

Es gibt im Bereich der Komplementärmedizin verschiedene Formen der so genannten Regulationstherapie zur Behandlung von akuten oder chronischen Erkrankungen. Die Neuraltherapie – bei der Lokalanästhetika zum Einsatz kommen - ist eine von ihnen.
Sie hat wenig mit dem rein anästhesierenden Einsatz der Lokalanästhetika, wie zum Beispiel die örtliche „Betäubungsspritze beim Zahnarzt“, zu tun.

 

Bei der Neuraltherapie wird der Wirkstoff in die Haut (intrakutan) gespritzt. Als Lokalanästhetikum (Wirkstoff zur örtlichen Betäubung) im Rahmen der Neuraltherapie kommt zum Beispiel der Wirkstoff Procain in Betracht. Dieser bewirkt eine Hemmung der Reizweiterleitung an den Nerven. Dieser Wirkmechanismus ist bei Mitteln zur örtlichen Betäubung gleich.

Procain wird vor allem in den Geweben und im Blut abgebaut. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von den deutschen Chemikern Einhorn und Uhlfelder in den Handel gebracht und fand zuerst seine Anwendung im zahnmedizinischen Bereich.

 

Die Entwicklung der Neuraltherapie ist zwar eng mit der Einführung der Lokalanästhetika verbunden, allerdings weiß man heute, dass bereits in der Jungsteinzeit (ca. 5000 v. Chr.) in die Haut von Kranken mit spitzen Gegenständen geritzt bzw. gestochen wurde um so möglicherweise auf Funktionsstörungen einzuwirken. Auch bei dem berühmten „Mann aus dem Eis“ (Ötzi) diskutiert die Wissenschaft, ob die Lage seiner „Tätowierungen“ (Stiche in denen sich Holzkohle abgesetzt hatte) mit Akupunkturpunkten, die wohl auf Schmerzen in Gelenken und Gallensteinleiden wirken sollten, übereinstimmen könnte.

 

Schmerzübertragung

In den 1950er Jahren berichteten die Ärztebrüder Ferdinand und Walter Huneke über die „unbekannte Fernwirkung von Lokalanästhetika“ und dem sogenannten „Sekundenphänomen“.

 

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten die Engländer Head (Neurologe) und MacKenzie, dass sich Funktionsstörungen innerer Organe als Veränderungen auf bestimmten Hautstellen bzw. bestimmten Muskelpartien zeigen:

 

Ist ein inneres Organ erkrankt oder gereizt, kann die entsprechende Zone mit Überempfindlichkeit bzw. Schmerz reagieren.
Es kann sich eine Überempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen in einem bestimmten Hautareal, der sogenannten „Head-Zone“, zeigen.
Schmerzprojektionen der inneren Organe auf die Muskulatur werden auch als „MacKenzie-Zonen“ bezeichnet.
Vereinfacht kann man sagen, dass der Körper, durch eine „Zusammenschaltung“ der Nervenbahnen bestimmter innerer Organe (Übertragung viszerosensibler Empfindungen über die Spinalnerven) und der Muskulatur im Rückenmark, Störungsmeldungen dann als Muskelschmerz bzw. Hautreizungen interpretieren kann.

 

Ein gutes Beispiel für diese Art der Schmerzübertragung ist die Angina pectoris (oft als „Herzenge“ bezeichnet) mit ihren Schmerzen im Brustraum die auch in andere Körperregionen ausstrahlen können (z.B. Unterkiefer und Arm).

Auch Narben - nach Operationen und (teilweise auch schon sehr lange zurück liegenden) Stürzen bzw. Traumen - können ggf. Schmerzen auslösen oder durch Verwachsungen die Strukturen des Bindegewebes stören.

 

Die Neuraltherapie ist eine komplementärmedizinisch bewährte und traditionell angewandte Behandlungsmethode. Sie ist wissenschaftlich nicht anerkannt.


Wie wird Neuraltherapie durchgeführt?

Die Neuraltherapie setzt wie alle Behandlungsformen eine gründliche Anamnese (Patientenbefragung) und Diagnostik voraus. Dabei erfrage ich auch Gegenanzeigen (Kontraindikationen), die eine Anwendung der Neuraltherapie ausschließen. Zum Beispiel sind Blutgerinnungsstörungen, Überempfindlichkeiten oder Allergien gegen die Wirkstoffe kontraindiziert.

Eine weitergehende Untersuchung und Funktionsanalyse zeigt dann den Weg zur optimalen Anwendung.

 

Als Heilpraktikerin spritze ich die oben beschriebenen Lokalanästhetika mittels sehr feiner Kanülen in die Haut (intrakutan) – dabei entstehen sogenannte Quaddeln (definiert als knopfartige Erhebungen der Haut). Die Quaddeln bleiben nur für einen kürzeren Zeitraum als solche Erhebungen sichtbar.

Sinnvolle Ergänzungen der Neuraltherapie

Gut kombinieren lässt sich die oben beschriebene Neuraltherapie auch bei entsprechender Indikation mit der sogenannten intrakutanen Reiztherapie. Bei dieser Behandlungsform werden ebenfalls mittels Injektion Quaddeln mit verschiedenen, z.B. organbezogenen, naturheilkundlichen Präparaten in die Haut (entsprechend der organbezogenen Segmente) gesetzt.

 

Werden Ansätze aus der traditionellen chinesischen Medizin (v.a. Akupunktur) mit Homöopathie kombiniert, spricht man von Homöosiniatrie.
Bei diesem Verfahren werden z.B. homöopathische bzw. komplexhomöopathische Mittel an Akupunkturpunkte gespritzt. Es basiert u.a. auf Erkenntnissen des Mediziners August Weihe aus dem 19. Jahrhundert. Dieser sah einen Zusammenhang zwischen organischen / seelischen Störungen und schmerzhaften Druckpunkten („Weihesche Druckpunkte“). Diese Druckpunkte wurden erst später mit bekannten Akupunkturpunkten in Verbindung gebracht.

 

Die hier genannten Methoden ergänzen sich und können auch gut mit anderen Behandlungsmethoden kombiniert werden.

 

Die Wirksamkeit dieser Methoden ist bis jetzt durch keine wissenschaftlichen Studien bestätigt.